Für Multiplikator*innen und Interessierte
Sind Sie Beraterin oder Berater und haben mit Studienzweifler*innen oder Studienabbrecher*innen zu tun? Haben Sie Verwandte, Freunde oder Bekannte, die ihr Studium abgebrochen haben? Beschäftigen Sie sich mit dem Thema Fachkräftesicherung und wollen mehr über die Zielgruppe der Studienabbrecher*innen wissen?
Oder interessieren Sie sich einfach für das Thema?
Zahlen, Übersichten, Arbeitshilfen
Auf dieser Seite haben wir verschiedene Informationen zusammengestellt, die uns aus der Perspektive unserer langjährigen Arbeit mit Studienabbrecher*innen, Hochschulen, Beratungseinrichtungen, Unternehmen und anderen Akteuren in der Region Leipzig relevant erscheinen.
Zahlen und Studienergebnisse zum Thema Studienabbruch
Gründe für Studienabbruch
Übersicht über Beratungs- und Unterstützungsangebote
Vernetzung von Beratungs- und Unterstützungsangeboten
Arbeitshilfe „Passgenaue Beratung und Verweisberatung“
Weitere Arbeitshilfen für Multiplikator*innen
Weitere Informationen und Materialien, insbesondere Arbeitshilfen zur Beratung sowie Fortbildungsangebote finden Sie im Rahmen unseres Projekts Quickstart Sachsen+
Zahlen und Studienergebnisse zum Thema Studienabbruch
Das Deutsche Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) forscht seit Jahren zum Thema Studienabbruch und erhebt kontinuierlich Daten zu den Abbruchquoten. Die aktuellsten Publikationen stammen aus dem Projekt „Studienabbruch – Umfang und Motive“, welche von 2014 bis 2017 im Auftrag des BMBF und der Stiftung Mercator durchgeführt wurde.
Neben der Berechnung von Schwund- und Abbruchquoten wurde ein theoretisches Modell zum Studienabbruch entwickelt und Exmatrikulierte zu ihrem weiteren Werdegang befragt. Auch Studienberatungen, Career Center sowie Fakultäten und Fachbereiche wurden in die Untersuchung einbezogen.
Website zum Forschungsprojekt: https://www.dzhw.eu/forschung/projekt?pr_id=240
Zentrale Befunde aus den Studien:
Die Studienabbruchquote liegt bei 29 Prozent (Stand der Veröffentlichung: 2018).
42 Prozent der Studienabbrecher*innen beginnen eine berufliche Ausbildung. Ihre Motivation, diese abzuschließen, ist sehr groß. Lediglich 3 Prozent brachen im Untersuchungszeitraum ab.
Studienabbrecher*innen, die eine Ausbildung begonnen oder abgeschlossen haben, sind zufriedener mit dem eigenen Werdegang und ihrer aktuellen Situation als diejenigen, die ohne Ausbildung erwerbstätig oder arbeitslos sind.
Zentrale Aspekte bei der Attraktivität von Berufsausbildung sind: starker Praxisbezug, günstige Ausbildungsbedingungen, intensive Betreuung, schnelles Erreichen eines Abschlusses, Nähe zum gewohnten Umfeld, hohe Chancen auf dem Arbeitsmarkt, Vereinbarkeit von Arbeit und Freizeit, hohes fachliches Niveau und geringe finanzielle Belastungen.
Der Übergang in die Berufsausbildung ist häufig mit Hürden versehen und von Orientierungslosigkeit gekennzeichnet. Je frühzeitiger die Studienabbrecher*innen Informationen erhalten und sich über ihre eigenen Interessen und Fähigkeiten im Klaren sind, umso schneller und reibungsloser erfolgt die Aufnahme einer Berufsausbildung.
Beratungs- und Unterstützungsangebote sind bei den Studienabbrecher*innen wenig bekannt, obwohl sie eine wichtige Funktion für einen gelingenden Übergang spielen können.
Nicht allen Ausbildungsbetrieben ist das Potenzial von Studienabbrecher*innen als Auszubildende bewusst.
Quelle: Heublein, Ulrich et al. (2018): Die Attraktivität der beruflichen Bildung bei Studienabbrecherinnen und Studienabbrechern. Reihe Berufsbildungsforschung Band 18 (https://www.dzhw.eu/pdf/21/Berufsbildungsforschung_Band_18.pdf)
Analyse zur Situation und Beratung in Leipzig
Die Projekte „Plan B – Durchstarten in eine berufliche Zukunft“ (innerhalb des Bundesprogramms "JOBSTARTER plus - für die Zukunft ausbilden" mit der Laufzeit: 01.01.2015 – 31.12.2017) sowie dessen Anschlussprojekt „Plan (Beruf) – Perspektiven nach Studienabbruch“ (Laufzeit: 01.01.2018 – 31.12.2020) richteten sich an (potenzielle) Studienabbrecher*innen, die sich für eine duale Ausbildung in der Region Leipzig interessieren sowie an kleine und mittlere Unternehmen, die Studienabbrecher*innen als Auszubildende gewinnen wollen.
Innerhalb der Projekte mussten – mit dem Einverständnis der jeweiligen Personen – eine Reihe von Daten erhoben werden, unter anderem in Zusammenhang mit der Beratung von Studienzweifler*innen und Studienabbrecher*innen. Diese Daten waren nicht nur notwendig und hilfreich, einzelne Ratsuchende unterstützen zu können, sondern ermöglichen es nun auch, ein Bild dieser speziellen Zielgruppe zeichnen zu können. Im Sinne der Nachhaltigkeit der im Projekt gewonnenen Erfahrungen und Erkenntnisse soll dieser Bericht dazu dienen, den Blick auf die Themen Studienzweifel und Studienabbruch zu schärfen und anhand der aufbereiteten Ergebnisse eine Nachnutzung für die Beratungslandschaft zu ermöglichen.
Der komplette Bericht steht hier zum Download zur Verfügung: Analyse zur Situation und Beratung von Studienzweifler*innen und Studienabbrecher*innen am Standort Leipzig
Gründe für Studienabbruch
Wichtig zu wissen ist, dass es sich bei einem Studienabbruch um einen längeren Entscheidungsprozess handelt – er findet nicht spontan und kurzfristig statt. Außerdem lässt sich ein Studienabbruch in der Regel nicht auf einen einzigen Grund zurückführen, sondern es gibt verschiedene Faktoren, die sich zum Teil untereinander bedingen und im Laufe des Studiums verstärken können. Allerdings gibt es zum Zeitpunkt des Abbruchs häufig einen Faktor, der den Ausschlag gibt (z. B. finanzielle Gründe), die anderen Faktoren wirken dann eher verstärkend.
Diese einflussnehmenden Faktoren beziehen sich nicht nur auf die momentane Studiensituation, sondern stammen auch aus der Zeit vor dem Studium (z. B. Schulzeit) oder aus der Studieneinstiegsphase, sie können jedoch auch mit der Herkunft zu tun haben (z. B. nicht-akademischer Haushalt).
Das Deutsche Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW), das bereits seit vielen Jahren zum Thema Studienabbruch forscht, beschreibt folgende Phasen des Studienabbruchs mit den dazugehörigen Faktoren:
Phase 1 – Studienvorphase:
Aspekte der sozialen und familiären Herkunft
Zentrale Persönlichkeitseigenschaften
Bildungssozialisation vor Studienantritt
Studienentscheidungen
Phase 2 – Studiensituation:
Interne Faktoren wie Studierverhalten, Studienmotivation, Leistungsverhalten, psychischen und physischen Ressourcen
Externe Faktoren wie konkrete Studienbedingungen, Studienanforderungen, Lebensbedingungen (Wohnmöglichkeit, Studienfinanzierung), bestehende Alternativen zum Studium sowie das Informationsangebot
Phase 3 – Konkrete Entscheidungssituation für oder gegen Studienabbruch:
Innere Faktoren wie Studienmotivation, Leistungsverhalten und psychische Ressourcen spielen zusammen
Äußere Faktoren nehmen Einfluss
Veränderungen ergeben sich im Zeit- und Studienverlauf
Gedanken an Studienabbruch kommen auf, wenn es zu dauerhaften Widersprüchen zwischen inneren Faktoren und äußeren Faktoren kommt
Entscheidung für den Studienabbruch fällt dann, wenn sich Widerspruch nicht auflösen lässt, indem Veränderungen bei den internen und externen Faktoren gesucht werden
Ein Faktor gibt den Ausschlag, der dann als Abbruchgrund benannt wird; andere Faktoren tragen aber maßgeblich bei
Das DZHW benennt neun Gruppen von Abbruchmotiven:
Leistungsprobleme
Mangelnde Studienmotivation
Finanzielle Situation
(Wunsch nach) Praktische(n) Tätigkeiten
Berufliche Alternative
Studienorganisation
Studienbedingungen
Persönliche Gründe (individuelle Problemlagen)
Familiäre Gründe
Diese Forschungsergebnisse sind auch für die Beratung von Studienzweifler*innen und Studienabbrecher*innen hilfreich, da am Beginn einer Beratung in der Regel die Analyse der Ausgangssituation und damit auch der Blick auf den (bereits vollzogenen oder in Frage kommenden) Studienabbruch steht.
Literatur: Heublein, U. u.a. (2017): Zwischen Studienerwartungen und Studienwirklichkeit. Ursachen des Studienabbruchs, beruflicher Verbleib der Studienabbrecherinnen und Studienabbrecher und Entwicklung der Studienabbruchquote an deutschen Hochschulen. Forum Hochschule 1/2017 (Download: https://www.dzhw.eu/pdf/pub_fh/fh-201701.pdf, Stand 24.04.2020)
Beratungs- und Unterstützungsangebote bei Studienzweifel/-abbruch
Mittlerweile gibt es für Studienzweifler*innen sowie Studienabbrecher*innen neben Plan B 2.0 eine Reihe von Beratungs- und Unterstützungsangeboten, nicht nur in der Region Leipzig. Diese werden von Hochschulen angeboten, von Studentenwerken, von den Agenturen für Arbeit, auch von anderen Institutionen wie bspw. den Kammern.
Für die Region Leipzig finden Sie eine Übersicht in unserem Beratungskompass oder in Form unserer Broschüre "Kurswechsel?!".
Für ganz Sachsen gibt es einen Überblick auf der Homepage des sachsenweiten Vernetzungsprojekts "Quickstart" www.studienabbruch-und-weiter.de
Sind Sie auf der Suche nach Angeboten in anderen Regionen, hilft Ihnen das Studienabbrecher-Portal des BMBF www.studienabbruch-und-dann.de weiter. Unter dem Punkt "Unterstützung finden" finden Sie für das gesamte Bundesgebiet eine Auswahl an Beratungsangeboten.
Vernetzung von Beratungs- und Unterstützungsangeboten
Für Beraterinnen und Berater, die mit Studienzweifler*innen und Studienabbrecher*innen zu tun haben, ist es nicht nur wichtig, die anderen Beratungs- und Unterstützungsangebote zu kennen, sondern im besten Fall auch die Personen, die dort arbeiten.
Solche Netzwerke sind meist regional organisiert. In Leipzig übernimmt diese Funktion beispielsweise der „Arbeitskreis zur Vernetzung beratender Stellen zum Thema Studienzweifel/ Studienabbruch“, der 2015 im Rahmen des Projekts „Plan B“ der KOWA gegründet wurde und sich zwei Mal im Jahr trifft (Ansprechpartnerinnen: Franziska Wildner franziska.wildner@kowa-leipzig.de, Christin Hiebner christin.hiebner@uni-leipzig.de und Claudia Schoder claudia.schoder@uni-leipzig.de). Themen sind neben einem kollegialen Austausch auch die Weitergabe von Wissen und die Weiterentwicklung der Angebote. In diesem Zusammenhang entstand auch die Arbeitshilfe „Passgenaue Beratung und Verweisberatung für die Zielgruppe Studienzweifler*innen und Studienabbrecher*innen an Leipziger Hochschulen“. [Download Arbeitshilfe]
Arbeitshilfe "Passgenaue Beratung und Verweisberatung"
Nicht immer ist es möglich, als einzelne Beratungsstelle zu allen auftretenden Fragen beraten zu können, zumal die Anliegen von Studienzweifler*innen und Studienabbrecher*innen oft komplexer Natur sind und die Beratungsstellen verschiedene Schwerpunkte in ihrer Arbeit haben. Eine Verweisberatung ist daher häufig eine sinnvolle Maßnahme, da es eine passgenaue Beratung durch Expert*innen ermöglicht. Dabei bedeutet Verweisberatung nicht immer, dass der- oder diejenige nicht weiter von der ursprünglichen Anlaufstelle beraten wird. So kann die Beratung durch eine andere Stelle zu einem konkreten Thema ergänzend im Beratungsprozess genutzt werden.
Im „Arbeitskreis zur Vernetzung beratender Stellen zum Thema Studienzweifel/ Studienabbruch“ entstand die Arbeitshilfe „Passgenaue Beratung und Verweisberatung für die Zielgruppe Studienzweifler*innen und Studienabbrecher*innen an Leipziger Hochschulen“. Die Arbeitshilfe dokumentiert die Praxis – sowohl Gelingendes als auch Herausforderungen – und zeigt Ansätze für eine Optimierung auf.
Da die Arbeitshilfe auch über den Arbeitskreis hinaus genutzt werden kann und – mit Anpassungen – auch in anderen Regionen einsetzbar ist, darf sie ausdrücklich weiterverwendet, kopiert und verändert werden. Über einen Hinweis auf die Quelle würden wir uns freuen.
Arbeitshilfe gesamt [Download pdf]
Arbeitshilfe Einzeldokumente:
Arbeitsmaterial Verweisberatung [Download Word-Datei]
Anlage a - Formular Verweisberatung [Download Worddatei]
Anlage b - Zustimmung zur Datenübermittlung [Download Worddatei]
Anlage c - Vorlage Schweigepflichtentbindung [Download Worddatei]
Anlage d - Checkliste Erstgespräch Plan B [Download Worddatei]
Anlage e - Fragen zur Problemeingrenzung Plan A [Download pdf]
Beratungs- und Coaching-Instrumentarien
Im Projekt Quickstart Sachsen+ wurde ein vielschichtiges Instrumentarium für die Beratung von psychisch belasteten Studienzweifler*innen und -abbrecher*innen mit einem besonders hohen Orientierungsbedarf entwickelt. Dieses Instrumentarium wurde in der Entwicklungsphase mit erfahrenen Berater*innen erprobt. Sie können die Handreichung hier herunterladen
Diese und weitere Arbeitshilfen finden sich auf der Homepage des Sächsischen Verbundprojekts Quickstart.
Weitere Arbeitshilfen für Multiplikator*innen
Für die Unterstützung von Studienzweifler*innen und Studienabbrecher*innen wurden in den letzten Jahren viele Instrumente erprobt, die zum Teil online genutzt werden können. Das Projekt Plan B(eruf) empfiehlt Studienzweifler*innen Studienabbrecher*innen folgende Tools, allerdings möglichst immer in Kombination mit einer persönlichen Beratung, die die Orientierung unterstützt:
CheckU-Tool der Bundesagentur für Arbeit – Mittels dieser Online-Hilfe kann ein persönliches Kompetenzprofil erarbeitet werden und es werden Ausbildungsberufe und Studienfelder vorgeschlagen. Als Vorbereitung für eine Beratung zur beruflichen Orientierung hilfreich.
Berufe.net - Angebote der Bundesagentur für Arbeit, um sich mit Berufsbildern vertraut zu machen.
Clearing-Tool ist im Rahmen des Projekts Quickstart Sachsen entstanden. Es soll Berater*innen, die mit Studienzweifler*innen und Studienabbrecher*innen arbeiten, eine systematische Analyse der Ist-Situation erleichtern und helfen, darauf aufbauend weiterführende Unterstützungsmaßnahmen zu planen.
Weitere Informationen und Instrumente für Multiplikator*innen:
JOBSTARTER Arbeitshilfe Nr. 2 des BMBF „Studienabbrecherinnen und -abbrecher für die duale Berufsausbildung gewinnen. Eine Arbeitshilfe für das Beratungspersonal mit Ideen aus der Projektpraxis“. Dort sind deutschlandweit Best Practice-Beispiele aus verschiedenen Projekten versammelt.
JOBSTARTER Arbeitshilfe Nr. 5 des BMBF "Studienzweifelnde und -abbrechende gemeinsam mit Hochschulen besser beraten. Eine Arbeitshilfe für das Beratungspersonal mit Ideen aus der Projektpraxis". Die Arbeitshilfe thematisiert die funktionierende Zusammenarbeit mit Hochschulen zum Thema Studienzweifel und Studienabbruch und spricht damit vor allem Beratungspersonal an, welches nicht an der Hochschule beschäftigt ist.
Das Studentenwerk Leipzig hat auf der Webseite zu seinen Beratungsangeboten häufig gestellte Fragen (FAQ) veröffentlicht. Die Antworten geben eine erste Orientierung und zeigen zudem im Sinne der Lotsenfunktion weiterführende Unterstützungsangebote auf. [FAQ der psychosozialen Beratung, FAQ der Sozialberatung]