(22.09.2016)

Auf dem zweiten Fachtag innerhalbe des Leipziger Studienabbrecher-Projekts "Pan B - Durchstarten in die berufliche Zukunft" im September 2016 wurde die Frage in den Mittelpunkt gestellt, was eine duale Berufsausbildung eigentlich attraktiv für Studienabbrecher und Studienabbrecherinnen macht. 50 Teilnehmende hörten während der dreistündigen Veranstaltung dazu drei Vorträge und eine Podiumsdiksussion, die das Thema aus verschiedenen Perspektiven beleuchteten.

Zunächst stellte Dr. Philipp Seegers Ergebnisse der Studienreihe "Fachkraft 2020" vor, in der Studierende zur Attraktivität beruflicher Bildung wissensschaftlich befragt wurden. Dabei zeigte sich u. a. eine deutliche Rangfolge bei der Attraktivität ganzer Berufsfelder: Am besten schnitten Organisation/ Verwaltung/ Büro, gefolgt von Medizin und Informationstechnologie ab, während Körperpflege, Bau und Reinigung azf den letzten Plätzen rangierten. Ergänzt wurden diese Ergebnisse von aktuellen Zahlen des Ausbildungsmarktes der Region Leipzig, wobei Gabriele Seifert und Frank Tanzmann von der IHK auch einen Blick auf den künftigen Fachkräftebedarf warfen. Dabei wurde deutlich, dass die beruflichen Wünsche der Studienabbrecher*innen eher nicht in den Berufsfeldern liegen, in denen bereits jetzt großer Bedarf besteht. Unternehmen aus diesen Bereichen brauchen daher ein innovatives Ausbildungsmanagement. Der Vortrag von Dr. Gudrun Stahn zeigte daher Wege auf, wie ausbildende Betriebe ihre Attraktivität erhöhen können.

Auf besonderes Interesse stieß das sog. "Vignetten-Verfahren" der wissenschaftlichen Studie. Es ermöglichte sehr genau anzugeben, welche Faktoren eune deutliche Steigerung der Attraktivität von Berufsausbildung mit sich bringen und welche nicht. Erwartungsgemäß wurde die Ausbildung attraktiver, je besser sie vergütet wurde, eine Verkürzung machte sich ebenfalls positiv bemerkbar. Weniger vorhersehbar war, dass auch bei steigender Übernahmewahrscheinlichkeit die Attraktivität wuchs. Angenehme Bedingungen im Ausbildungsbetrieb, wie z. B. eine mittlere Mitarbeiterzahl zwischen 50 und 250, flache Hierarchien und flexible Arbeitszeiten, wirkten sich leicht positiv aus, während die Gestaltung der Berufsschulbedingungen keinen Einfluss hatte. Besonders anschaulich für das Publikum wurde es, weil die Wissenschaftler die Effekte in Euro pro Monat angeben konnten. So müsste das Reinigungsgewerbe z. B. rund 740 Euro mehr Lohn zahlen, um mit anderen Branchen an Attraktivität gleich zu ziehen.

In der anschließenden Diskussion wurde mit Vetretern von Kammern, Gewerkschaften und Unternehmen noch einmal die Frage aufgefriffen, für welche Berufsgruppen - wie z. B. die Notarfachangestellten - es besonders sinnvoll ist, Studienabbrecher*innen anzusprechen. Bei den Handwerksberufen ist es zwar aufgrund der Engpässe naheliegend, hier ist jedoch ein längerer Weg zurückzulegen, um ehemlaige Studierende dafür zu begeistern. Ein sicherer Arbeitsplatz in der Region ist dabei ein wichtiges Argument.

Das Programm im Einzelnen:

  • Begrüßung und Einführung
    Jana Wünsch, KOWA Leipzig/ Projekt "Plan B"
  • "Die Attraktivität beruflicher Bildung für Studienabbrecher"
    Vortrag, Dr. Philipp Seegers, Universität Maastricht
  • "Die Situation auf dem Arbeitsmarkt und der zukünftige Fachkräftebedarf in der Region"
    Vortrag, Gabriele Seifert und Frank Tanzmann, IHK zu Leipzig
  • "Ausbildungsmarketing im Hinblick auf die Zielgruppe Studienabbrecher"
    Vortrag, Dr. Gudrun Stahn, MA&T Organisationsentwicklung/ Projekt "ISABEL"
  • Erfahrungen aus dem Projekt "Plan B"
    Vortrag, Susan Wille, KOWA Leipzig/ Projekt "Plan B"
  • Podiumsdiskussion: "Wie sieht eine attraktive Berufsausbildung (nicht nur) für Studienabbrecher in der Region aus?"
    Mit: Sascha Hahn (IG Metall Berlin Brandenburg Sachsen), Sandra Lehmann (NOWEDA Apothekergenossenschaft), Tino Hantschmann (Handwerkskammer zu Leipzig), Manuel Kahlisch (Notarkammer Sachsen), Erik Wolf (DGB Leipzig-Nordsachsen, Moderation)

Für weitere Fragen zu der Veranstaltung oder zum Projekt "Plan B" steht Ihnen Jana Wünsch (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, Tel. 0341 - 97 30037) und Susan Wille (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, Tel. 0341 - 97 30037) gerne zur Verfügung.

Eindrücke:

01 Susan Wille Fachtag Leipzig klein copy   02 Podium Fachtag Leipzig klein