Notarfachangestellte*r
Einsatzbereich & Inhalte
Notarfachangestellte sind ein wichtiger Teil unseres Wirtschafts- und Rechtssystems. Sie arbeiten mit den Notar*innen im Team zusammen. Notarinnen und Notare beraten die Mandant*innen, die Mitarbeiter*innen erledigen die Korrespondenz. Gemeinsam unterstützen sie Mandant*innen in verschiedensten Rechtsfragen: Ob Unternehmensgründung, Erwerb eines Hauses, Testament oder Ehevertrag – Notar*innen begleiten Menschen bei den wichtigen Entscheidungen im Leben. Notarfachangestellte betreuen dabei die Mandant*innen, bereiten Verträge und andere Urkunden vor und überwachen gleichermaßen deren Vollzug. Sie begleiten Termine von der Vorab-Recherche bis zum Schriftverkehr und stehen im ständigen Kontakt mit Behörden, Grundbuchämtern, dem Handelsregister und Nachlassgerichten. Auch die Gebührenabrechnung gehört zu ihrem Aufgabenbereich.
Warum für Studienabbrecher*innen geeignet?
Natürlich ist dieser Beruf aufgrund seiner juristischen Ausprägung ideal für Abbrecher*innen der Rechtswissenschaften. Jedoch brauchen Notarfachangestellte insgesamt eine Affinität zu Formulierungen und sprachlichen Details, sodass ehemalige Studierende der Geistes- und Sozialwissenschaften ebenfalls sehr geeignet sind für den Beruf. Durch den Umgang mit Zahlen ist auch ein wirtschaftswissenschaftlicher Hintergrund von Vorteil. Soziale Kompetenzen sind einer der Hauptbestandteile des Berufsbildes, die Studienabbrecher*innen nicht zuletzt durch ihr höheres Alter und ihr Plus an Lebenserfahrung mitbringen.
Voraussetzungen
Entscheidend für die erfolgreiche Ausbildung als Notarfachangestellte*r ist Leistungsstärke und Engagement am Arbeitsplatz und nicht ausschließlich der Abschluss. Diese persönlichen Stärken sind im Notariats-Alltag sehr nützlich:
Empathiefähigkeit und Kontaktfreudigkeit
Gerechtigkeitsempfinden und Vermittlungsgeschick
Verschwiegenheit und angemessene Umgangsformen
ein ausgeprägter Sinn für Ordnung und Sorgfalt
Organisationsgeschick, Planungsfähigkeit und strukturierte Arbeitsweise
hervorragendes sprachliches Ausdrucksvermögen in Wort und Schrift
Interesse für Rechtsfragen
Hard Facts
Duale Berufsausbildung
Ausbildungsdauer: 3 Jahre
Verkürzungsmöglichkeit: bei guten Leistungen vor allem am Ausbildungsende gegeben; wenn der Ausbildungsbetrieb zustimmt ist u.U. auch ein Direkteinstieg ins zweite Ausbildungsjahr möglich
Ausbildungsentgelt: 780 Euro im ersten, 820 Euro im zweiten und 860 Euro im dritten Ausbildungsjahr (Empfehlung der Ländernotarkasse seit dem 1.2.2017)
Berufsschule: Blockunterricht, Standort Dresden
Kammerzugehörigkeit: Notarkammer Sachsen
Bei vorhandener Berufsausbildung ist eine 2-jährige Umschulung möglich
Digitalisierungsfaktor 4/5
Perspektiven
Arbeitszeiten: klassische Bürozeiten (ca. 8–17 Uhr) mit Option auf familien- und freizeitfreundliche Flexibilität
Einstiegsgehalt nach der Ausbildung: ca. 1.900 bis 2.300 Euro brutto, abhängig von Region, Aufgabenübernahme im Notariat, Erfahrung und Qualifikation.
Arbeitsplatzsicherheit: Fast immer werden Notarfachangestellte im Anschluss an ihre Ausbildung vom Ausbildungsnotar übernommen. Insbesondere in ländlichen Regionen wird in Ost- und Mitteldeutschland ein hoher Fachkräftebedarf prognostiziert, doch auch in den Städten bestehen gute Übernahmechancen.
Entwicklungspotential: Es bestehen verschiedene Aufstiegs- und Fortbildungsmöglichkeiten, etwa die zweijährige Weiterbildung zum leitenden Notarmitarbeiter bzw. zur leitenden Notarmitarbeiterin.
Ein typischer Arbeitstag
… 8:30 Uhr: Erst mal ankommen im Büro, kurze Besprechung mit der Notarin zu den wichtigsten Aufgaben und Mandant(inn)en am Tag … und natürlich eine Tasse Kaffee mit den Kolleginnen und Kollegen.
… 9:15 Uhr Ein Hauskauf muss vertraglich festgehalten werden – ein Entwurf für den Kaufvertrag ist zu erstellen, die notwendigen Daten sind beim Grundbuchamt und der Gemeinde abzurufen , den Beteiligten muss ein Entwurf übermittelt werden und alle Daten müssen für die (elektronische) Übersendung an die Ämter vorbereitet werden – und morgen kommt die Käuferin schon!
… 11:00 Uhr Ein weniger schöner Anlass: Ein Ehepaar, das sich scheiden lassen möchte, kommt zur Festhaltung einer Scheidungsfolgenvereinbarung – die Stimmung ist angespannt, aber immerhin sind sie sich einig und müssen nicht alles anwaltlich erstreiten. Ein paar freundliche Worte helfen in so einer Situation.
… 12:30 Uhr Durchatmen und Mittagspause – im Pausenraum reden wir über die neuen gesetzlichen Regelungen zur „Ehe für alle“.
… 13:15 Uhr Ein kurzer Fortbildungstermin zum Thema Vorsorgevollmacht, Patientenverfügung und Testament steht an – der Leitende Notarfachangestellte informiert die Auszubildenden zu den üblichen Fragestellungen von Betroffenen, die sich mit existentiellen Sorgen an das Notariat wenden.
… 15:00 Uhr Telefonat mit der Notarkammer in Dresden – für die Plattform „Notarianer.de“ werden Auszubildende als Testimonials gesucht!
… 15:30 Uhr 3 Personen des Vorstand eines gemeinnützigen Vereins kommen vorbei, um ihre Unterschriften beglaubigen zu lassen.
… 16:30 Uhr Alle Akten, Beurkundungsvorgänge und Vertragsentwürfe werden noch einmal geprüft, die Checkliste für den nächsten Tag gemacht und eine kurze Rückmeldung an die Notarin gegeben. Und nun ist …
17:15 Uhr: Feierabend
Mögliche verwandte Ausbildungsberufe
Rechtsanwaltsfachangestellte*r, Steuerfachangestellte*r, Verwaltungsfachangestellte*r
Quellen und weitere Informationen
Das Projekt “Plan B 2.0” wird gefördert durch
Diese Maßnahme wird mitfinanziert mit Steuermitteln auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushalts.